Ishraga Mustafa Hamid (Sudan/Österreich) ist Autorin, Übersetzerin und freie Journalistin aus dem Sudan. Sie lebt seit 1993 in Wien und hat ihr Studium der Publizistik und Politikwissenschaft mit einem Doktorat 2006 abgeschlossen. Hamid engagiert sich in der Arbeit für MigrantInnen, vor allem in der „Schwarzen, MigrantInnen-Forschung“. Texte von ihr sind in mehreren Anthologien erschienen, z.B.: „Die Fremde in mir“ (1999), „Die Sprache des Widerstandes“ (2000), „Eure Sprache ist nicht meine Sprache“ (2002) und „Man fragt mich, ob ich bin“ (2009). Hamid veröffentlichte zuletzt „Gesichter der Donau“ (2014) und gab „Symphonie der Rub al-Chali“, eine Sammlung zeitgenössischer arabischer Gedichte (2015)heraus. Sie ist Beauftragte für arabische Literatur im Österreichischen PEN Club und kämpft gegen die „Grenzen.

 

Dr.in Ishraga Mustafa Hamid, Schriftstellerin und Übersetzerin. Beauftragt für Arabische Literatur des P.E:N Club Österreich.

 

Deutsch

 

 

 

DIE LETZTE NACHT MIT MEINER MUTTER

 

 

 

Es war kein Zufall, dass wir, meine Mutter und ich, die letzte Nacht verbracht haben. Es war kein Zufall, dass ich ihr erstes Kind war und das Letzte, das mit ihr die letzten Stunden ihres Lebens verbrachte. Ich war ihr erstes Kind, dass sie zur Welt gebracht hatte, gestillt, geschaukelt, gereinigt hat. Ich habe ihr süße Geschichten von unserer Vergangenheit erzählt. Ich habe ihr das Lied „ Ya Galia ya Naaba al Handan“, das von ihren Lieblingssänger Eltayeb Abdulla ist, das ich ihr immer gesungen habe, wie in der letzten Nacht. Ich erzählte ihr, sie sei eine tolle Mutter, eine tolle Frau und dass sie das Geheimnis meiner Stärke sei. Erstickt sagte ich ihr, wie sehr ich sie brauche, bitte Omi wach auf, ich vermisse deine Augen, die in einem seltsamen Blau schwebten. Meine Tränen liefen über ihr und mein Gesicht.

 

Ich bettelte sie an, aufzuwachen.

 

Ihr Gesicht hat sich vor Schmerzen verzerrt, das von einem Sauerstoffschlauch bedeckte war, meine Tränen tropften hilflos weiter auf ihr Gesicht. Meine Tränen mischten sich mit einer Träne aus ihrem linken Auge und mündeten in ihrem rechten Auge.  Ich öffnete mit meiner Hand ihr Auge, die Tränen flossen in mir, Feuer! Sie konnte mich hören mit dem Murmeln der Traurigkeit, des Weines, Jammerns und der übrigen Hoffnung. Oh Allah; schütze uns vor diesem Schmerzen!

 

Das Stöhnen meiner Mutter vermischte sich mit meinem weinenden Stöhnen und einem Lied, das widerhallte, während ihre Seele in den Himmel der Barmherzigkeit und meine Seele in die Hölle der Fragen über ein Land namens Sudan blickte, ein Land, das im Krieg niedergebrannt war

 

Ich gab nicht auf und erzählte ihr weitere Geschichten, unsere gemeinsamen Geschichten, um ihr Hoffnung zu geben. Es war die letzte Nacht, und am 11.01.2024 hat sie mich in ein tiefes Exil verlassen. Meine Mutter ist eingeschlafen und in ihren letzten Tagen im schönen Wien musste sie Rassismus erleben.

 

Meine Mutter hat uns und unsere egoistische Welt verlassen, bevor wir ihren Traum in den Sudan zurückzukehren, erfüllen konnten.

 

Ich konnte nie schlafen, als ich wusste, dass dies unsere letzte Nacht sein wird. An diesem Tag starb meine Mutter und mit ihr starben die Vögel, das Leben in mir, Vögel, die neu geboren und ihre Flügel ausbreiteten, für andere Schwarze alte Mütter, damit sie keinen Rassismus erleben müssen, wie meine Mutter.

 

 

 

 

 

 Übersetzt von der Autorin

 

 

Arabic

 

 

 
الليلةُ الأخيرة مع أمي
 
ليس صدفة أن نقضي ليلتنا الأخيرة معا: أمي وأنا
كنا نتناوب في التواجدِ الأربعة وعشرين ساعة؛ أختي نجوى التي رافقتها في الحياة الطويلة منذ إصابتها بالجلطة في ٢٠٠٧ وأنا.
ليس صدفة وكنت أول من أنجبت وأول من هدهدت وأرضعت ونظفت ولاعبت
ليس صدفة أن أحكي لها طيلة الليلة الأخيرة على التفاصيل الحلوة... عن جمالها..عن حبنا الذي لايضاهيه حب.
مخنوقة قلت لها ودموعي تقطر على وجهها المعطون في الألم والمغطى نصفه بانبوبة الأكسجين؛ قلت لها الكثير وإني أحتاجها وأشتاق لعينيها التي يعوم ننوءها في زرقة غريبة.
أشعلتُ لها ( ياغالية يا نبع الحنان) لفنانها المفضل الطيب عبدالله.. وغنيتها معه بصوت يرتعشُ من الخوفِ والفقدِز غربتنا ودموعي تقطر على وجهها؛ دموع إمتزجت مع دمعة نبيلة من عينها اليسار؛ إنحدرت نحو عينها الأخرى مهرولة
فتحت عينها لبرهة وإنهمرت دمعتها التي قالت كل شيء.
كانت تسمعني وتصغي لتهدجات الحزن والبكاء والعويل والأمل بأن تنهض....ولكن!
أريدُ أن أكتب مابين ليلة ميلادي وليلتنا الأخيرة معا في المستشفى غرفة رقم 5
 أريدُ أن أكتب ولكني لا أستطيع؛ كل الكلمات تهربُ وأنا في تمام الإستسلام.
لم أستطع النوم أبدًا وأنا أعلم أن هذه ستكون ليلتنا الأخيرة. في ذلك اليوم ماتت أمي وماتت معها الطيور، الحياة بداخلي، الطيور التي ولدت من جديد ونشرت أجنحتها لأمهات سود أخريات حتى لا يضطررن إلى تجربة العنصرية كما فعلت أمي.

فيينا يناير ٢٠٢٤

إشراقة مصطفى حامد، أديبة ومترجمة تعيش في فيينا. ممثلة الأدب العربي بالقلم النمساوي.