Boško Tomašević (Bulgarien/Österreich) geb. 1947, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Intensive Lehrtätigkeit als Universitätsdozent und zahlreiche Veröffentlichungen zu Lyrik, Prosa und Literaturtheorie. Mitglied des französischen und österreichischen P.E.N wie auch Société des Gens de Lettres de France. Eckpunkte seines dichterischen Werkes sind die eleatische metaphysische Reflexion, das postmodernistische intertextuelle Gespräch mit der europäischen Dichtertradition.
Deutsch
DIE ZEIT, DIE BLEIBT
Heil bin ich noch und jung. Und der Wald im Wald ist nicht dunkel.
Mit Schnee vor dem Auge hing ich mich an das Gebell,
das in der Ferne stöhnt in seinem zimtenen Traum. Und den Schlitten
rüstete ich für jedes Schneegestöber, das sich mir in den Weg stellte
oder auf mich wartete in vereister Steppe. Die Stearinkerze unter nächtlichem
Obdach ist schon bereitet für die Wölfe aus der Finsternis. Wie oft beteten
Kälte und Schicksal in gespenstischer Ecke zu wirbelnder Feier
auf diesem Weg! Und voll der Siege war mir am Ende des Dramas das Banner.
Aber – und so geschieht es allen – die launige Zeit fügt sich Tropfen um Tropfen
zu Reihe und Krampf. Und schau, nur ein Viertel vom Viertel der Zeit ist geblieben.
Dessen sollte man erst als Greis Gewahr werden und über Gesicht und Bart
streichend sich entledigen. Nicht das Leben erinnern, sondern das Leben auch
weiterhin sein in der Ecke, wo die Tannenuhr brennt und den tablettengequälten
Körper aus Rauch und Schatten wärmt und verflossenes Apothekenlicht
im Schmerz in keuchenden Niedergang weht. Und weiterleben bis zur letzten Minute,
ganz dem Werk sich ergeben und dem Wind in zerfetztem Zelt, ohne Anstoß zu nehmen.
WEG UND ERFAHRUNG
Wenn Winter und Schnee von neuem auf unseren Garten fallen
und wir hinter dem Fenster stehen, angelehnt an das Flüstern der Uhr
und den wabernden Duft der Quitte auf dem Schrank, der uns an den Herbst
erinnert – diese Zeit, Liebste, wird uns fern sein,
unwiederbringlich vielleicht. Das Leben wird uns nicht mehr mit Versprechungen
zügeln, sondern mit Maß, das unserem Wuchs entspricht und der uns bekannten Furcht,
auf dass die Wiederholungen keine Angelegenheit unseres Atems mehr seien, sondern
ein Gang geradewegs in das Reine und Verstummte, das kein Fließen mehr hat,
sondern uns einschläfernden Stillstand darbietet wie der Wind eines alten Astes
auf dem Weg unter Raureif grausam und schaurig.
In dieser Landschaft, in die wir durch unser neugieriges Gehen gerieten,
da, inmitten der Ewigkeit, schon lange für uns bereitet, hat die Angstkälte Einzug gehalten
in unser Herz und zieht sich verquer wie einst der Frühling vom Schmollstübchen herab,
ferne Erinnerungen der Reihe nach schleppend, bauschigen Nebelflecken gleich.
Wohin gingen wir da, Liebchen, zwiefachem Sturmwind gleich? – Wie süß war es uns,
während der Sommertage den Sturzbach von Umarmungen und der Amseln Gesang
zu hören, den plötzlichen Regen aus feuchter Wolke zu lesen, die Sonne unter
dem Schatten von Linden einzusaugen, die Milde des duftenden Windes von
der Gartenterrasse über unsere Seelen zu verteilen!
So haben wir allen Lärm des Lebens durchlebt durch all unser Gehen. Zu welcher
Erkenntnis sind wir auf diesem Wege gelangt? – Nur die reine Weiße unseres Gartens
verweht, befallen von des Traumes düsterem Strahl, über welchem am Vorabend
furchtbar, außerhalb anmutigen Gefühls und jeglichen Beistands „es sanft träumt
wie im Tode“
AN WINTERABENDEN WIE SCHÖN DER RAUREIF
An Winterabenden wie schön der Raureif,
diese kalten Sonnen im Verstreichen der Stunden durch das Zimmer
aus Schatten des Kreuzerhöhungstages, dunkel glänzend hinter
nahen Gesichtern wie Korallen klarer Meere inmitten der Stille
unserer Erinnerungen.
Ein einsamer Raum aus vergangenen Zeiten, im dichten Nebel
klirrender Kälte verführt durch des Eises geheimnisvolle Schönheit,
erzählt, dass es schon immer so war, ein Schneesturm kommt, verstopft
die Läden, und auf Schlitten fahren verwandte Seelen durch den weißen
Sturmwind, mit ruhelosen Engeln Hand in Hand.
Und alles ergießt sich rund um das Sein, das Feld bei Anbruch der Nacht,
Silber und Jade, Kälte und Wirbelsturm, scherzend ineinander verschlungen,
jagen über zeitloses Gefühl, von den Taten der menschlichen Seele gebannt,
hin zu nichtirdischer Welt, die sie danach erwartet.
Was da entstand in einem Schneesturmmoment, war ein flirrender Traum
einer Kerze auf dem Anger des Zimmers. Flammende Halme aus Uhrenbewegung
brannten im Verborgenen weiter. Schnee vom Fenster floss überkreuz zusammen,
und Auge mit Auge, wie Vogel und Birke, umarmten sich weiter in Schweigen.
So war das einst, in weiter Ferne!
Erinnerst du dich noch, mein Schatz, an die trunkenen Eiskristalle an
der Birke im Garten? An die Stille im Zimmer? An das Warten darauf,
dass der Winkel um die Quitte auf dem Schrank dunkel werde?
An die dunkel glänzenden Schatten des Kreuzerhöhungstages, die Schönheit
des Raureifs an den Winterabenden, an die schluchzenden blauen Saiten von
dämmrigen Höhen, die wie Musik auf die Liste unserer Erinnerungen tropfen?
Übersetzt vom Lyriker
Serbisch
PREOSTALO VREME1
Ceo sam još i mlad. I šuma u šumi nije turobna.
Sa snegom pred okom ja okačio sam na lavež
što u dâlji stenje svoj cimetni san. I saone sam opremio
za svaku mećavu što stane mi na put ili čeka me napred
u stepi zaleđenoj. Sveća stearinska za pod krov noćni i vukove
iz tame pod kožuhom već pripremljena. Koliko puta molila se
stud i sudba u sablasnom kutu sa vitlom pira na tom putu.
I pobedâ na koncu drame beše pun mi steg. Al’, kako svima biva,
prevrtljivo vreme kap po kap složi se u niz i grč. I gle, tek koja četvrt
četvrti trajanja još preostala je. To tek treba k’o starac iskusiti i niz
lice i bradu smaći sa sebe. Ne sećati se života, no život i dalje biti u kraju
gde čamov sat gori i greje pilulno telo od čađi i sene i minute svetlosti
apotekarske sred kala u smiraj sipljiv veje. I trajati dalje do končine
minute, sav se delu dati i svakom vetru na posustali šator, bez smutnje.
PUT I ISKUSTVO
Kada zima i sneg ponovo napadnu našu baštu,
kad‘ stajaćemo iza prozora oslonjeni na šapat sata
i uz ustobočeni miris dunje na ormaru što na
jesen će nas potsećati – to doba,
draga, od nas biće daleko,
nepovratno možda. Život se naš obećanjem više ogrtati
neće, no merom koja udešava naš stas i znani nam strah
da ponavljanja više nisu zgoda našeg daha, no hod pravo
u čisto zanemelo što toka više ne ima, no nam stajnost
uspavljujuću nudi kao vetar stare grane na putu pod injem
svirepim i jeznim.
U tom krajoliku u kog dospesmo ićem našim radoznalim,
tu, sred večnosti već nam pripremljene, zebnja se u srcu
našem šunja i razvlači koso kao nekad proleće sa budoara,
vukuć uspomene daleke redom, kitnjastim maglinama nalik.
Kuda to hodasmo, dušo, dvojnoj buri slični? – Beše nam
slatko u letnje dane slušati bujicu grlicâ i kosova rominjanje,
čitati iznenadnu kišu sa mlakoga oblaka, sunce pod senkom
od lipâ upijati, blagost mirisnog vetra sa terase baštenske
po dušama našim raznositi.
Života svu buku prođosmo tako celim našim ićem. Kakvo saznanje sa tog puta donesosmo? – Tek čistu belinu naše bašte zavejane, napadnute snom turobnog sjaja nad
kojim u predvečerje strahno, van čuvstva umiljatog i potpore ikoje, „blago se kao i u smrti sanja“1.
KAKO SU LEPA INJA U ZIMSKIM VEČERIMA*
Kako su lepa inja u zimskim večerima,
ta hladna sunca u prolasku sati kroz sobe
Krstovdanskih senki što blistahu tavno iza
bliskih lica k‘o korali bistrih mora sred tišine
naših uspomena.
Samotni prostor iz prošlih vremena, u maglini
jovanske zime tajnom lepotom leda zavedene,
priča da je tako uvek bilo, vejavica dođe, zaguši
kapke i voze se sankama bliske duše kroz belu buru,
sa nemirnim anđelima u rukama spoju.
I sve se oko bića lije, polje u sumraku, srebro i
žad, studen i vihor k’o sa šalom spleteni jure tokom
bezvremenog čuvstva, činima ljudske duše opčinjeni
ka nezemaljskom svetu što ih čeka potom.
Ono što nastade u mećavi-trenu beše titravi san
sveće na utrini sobe. Plamsave vlati kretanja sati
gorele su tajom dalje. Sneg sa prozorom ukršten se slio
i oko sa okom, k’o ptica i breza, uz ćutanje grlili se dalje.
To beše tako jednom, u dalji jednoj!
Pamtiš li još, dušo, ledene kristale na brezi u vrtu pjane?
Tišinu u sobi? Čekanje da se kraj dunje na ormaru ugao smrači?
Krstovdanske senke što blistahu tavno, lepote inja u zimskim
večerima, jecajne strune plave sa sumračnih visina što kao muzika
kaplju na spis naših uspomena?
*Naslov i prvi stih pesme potiču iz Bodlerove pesme „Balkon“ i stiha koji glasi:
„Kako su lepa sunca u toplim večerima“. Prim. B.T.