HILDE SPIEL

 

 

 

Hildegard Maria Spiel war eine vielfach ausgezeichnete österreichische Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin.

 

Hilde Spiel entstammte einer Familie  großbürgerlicher Juden. Ihr Großvater väterlicherseits wohnte im 1. Bezirk der Hauptstadt  und war hier als Kaufmann tätig. Ihr Vater Hugo F. Spiel war Ingenieur und im Ersten Weltkrieg k.u.k. Offizier. Studium und Emigration

 

1928 – im Alter von siebzehn Jahren – debütierte Spiel in der Wiener Kaffeehausszene. Nach der Matura in der Schwarzwald-Schule, wurde sie Mitarbeiterin der Tageszeitung Neue Freie Presse[und studierte an der Universität Wien Philosophie. 1936 wurde Hilde Spiel zum Doktor der Philosophie promoviert. Von 1933 bis 1935 war sie Mitarbeiterin der Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle der Universität Wien, trat 1933 der 1934 verbotenen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs bei und verfasste ihre ersten beiden Romane Kati auf der Brücke, wofür sie den "Julius-Reich-Preis" verliehen bekam, und Verwirrung am Wolfgangsee. Durch den Arbeiteraufstand 1934 machte sich Spiel zum ersten Mal Gedanken über das Exil. 1936 heirateten Hilde Spiel und der Schriftsteller Peter de Mendelssohn. Das Ehepaar emigrierte im gleichen Jahr wegen der antisemitischen Politik in Österreich nach London. Der Ehe entstammten zwei Kinder, eine am 31. Oktober 1939 geborene Tochter und der 1944 geborene Sohn Felix de Mendelssohn. Hilde Spiel wurde 1941 britische Staatsbürgerin, und sie war von 1944 an als Essayistin für die Zeitung New Statesman tätig.1946 flog sie als Kriegskorrespondentin dieses Blattes in Uniform in einer britischen Militärmaschine nach Wien.  Nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien wirkte Spiel als Kulturkorrespondentin für die Neue Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, den Tagesspiegel, die Weltwoche, den The Guardian, Theater heute sowie für den Rundfunk. In der Nachkriegszeit war sie eine der wichtigsten Literaturkritikerinnen im deutschsprachigen Raum.

 

Seit 1955 hatte sie einen Zweitwohnsitz in St. Wolfgang. 1963 kehrte sie endgültig nach Österreich zurück, wo sie weiterhin als Kulturkorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) arbeitete und mehrere Essaybände und ihre Memoiren veröffentlichte.

 

Hilde Spiel war Mitglied des Österreichischen PEN-Clubs, dessen Generalsekretärin sie von 1966 bis 1971 war. 1971 übernahm sie die Funktion der Vizepräsidentin und stellte sich nach dem Rücktritt Alexander Lernet-Holenias 1972 und auf dessen Vorschlag der Wahl zur Präsidentin. Diese Wahl wurde jedoch durch eine hauptsächlich von Friedrich Torberg betriebene Initiative verhindert. Als sie danach aus Protest aus dem Wiener Zentrum austrat, wechselte sie zum PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland und blieb weiterhin für den Internationalen P.E.N.-Club tätig, in dem sie sich gemeinsam mit Heinrich Böll für das Komitee Writers in Prison engagierte. Sie gehörte außerdem der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt an. Hilde Spiels Nachlass wird im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.