Nahid Bagheri-Goldschmied (Iran/Österreich) geb. in Teheran, Lyrikerin, Prosaistin, literarische Übersetzerin, Journalistin, studierte persisch-arabische Sprachen und Literaturwissenschaft an der Universität Teheran. Seit 1980 in Österreich. 2001 Lyrik-Preis "Schreiben zwischen Kulturen", 2009 Buchprämie des BM:UK für den Roman "Chawar", 2017 Theodor Kramer Preis für ihre gesamte Werke. Vorsitzende des Iranischen Kunst- und-Kulturvereins im Exil "Marzpeyma" (Grenzgänger), Mitglied und Einzeldelegierte der IG Autorinnen und Autoren, des Österreichischen P.E.N.-Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes. Werke:Sieben Lyrikbände; Roman "Chawar" 2009 (deutsch) und 2013 (persisch), beide im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft; Herausgeberin und Übersetzerin von "Spuren", Anthologie österreichischer Lyrik, Deutsch/Farsi 2014; "Die Liebe kennt alle Sprachen der Welt“, Anthologie persischer Lyrik der Gegenwart (Gedichte, persisch-deutsch), Theodor Kramer Verlag 2016, „Sprache der Schöpfung“, eine Sammlung aus insgesamt siebzig Gedichten von neunzehn österreichischen LyrikerInnen, zweisprachig (Deutsch -Persisch), Nasang Verlag 2019, Nowshahr –Iran.

 

Deutsch

 

 

Farsi


 ATEMBERAUBEND

 

 

Tick Tack Tick Tack

Die Zeit liegt im Niemandsland

zwischen den Minuten

Die Tragödie beginnt

 

Der Tag, schwächlich und alterskrank

schleppt sich bis zur Mauer der Dämmerung

wo er langsam hinstirbt

In einer Sänfte wirbelt der Sturm

die blutgierige Hexe Nacht herbei

 

Wolken brüllen ohne Regen

die Nacht tanzt auf der Leiche des Tages

Gassen, Straßen, die ganze Stadt

liegen angstklappernd in Ketten

Tick Tack Tick Tack

 

Die Tragödie geht weiter

An mein Haus hämmert der Sturm

Mein Haus verfällt

 

Wolkenräuber raffen das Mondlicht

vom Dachfirst

der Sturm, dieser Grobian

zerschlägt alle Fenster

 

In dieser unersättlichen Finsternis

überziehen sich alle Spiege

mit schwarzem Filz

Ein Windstoß löscht mein Abendlicht

noch vor dem Aufleuchten

 

Draußen auf der Terrasse zittere ich

in den Fängen der Nacht

 

Weither der Lärm der Glocken:

Ding Dang Ding Dang

Denk nicht an unseren Untergang!

Die Zeit, die ist im Niemandsland

der andauernden Katastrophe

 

Doch irgendwo schöpft immer schon

ein neuer Morgen Atem

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DAS FENSTER

 

 

 

Müdgebrannt stöhnt die Sonne

der Horizont liegt schon grau in Asche

Auf den Lippen des Tages verklingt

 

die letzte Melodie

die Dämmerung kauert auf der Schwelle der Nacht

 

Mit einem letzten Blick

in den schwindenden Tag

sucht das offene Auge meines Fensters:

sein letztes Lächeln

seinen letzten Satz

seinen letzten liebevollen Atemzug

der stockend durch die hereinwehende Dunkelheit

haucht und aussetzt ohne jeden Ausklang

 

Hochgezogen bleiben die Augenlider meines Fensters

bis zum Morgengrauen -

aufgerissen seine Augen

Doch es verharrt die Nacht

über meinen Fenstergedanken

 

RUHE

 

Diese mehrjährige Unruhe

schenke ich heute Nacht deinen sprechenden Augen

die wie die stolzen Gedanken des Waldes

sonnige Einsprengsel von Mitgefühl haben

نفس گیر

تیک تاک، تیک تاک،
عبور مشوش زمان از مرز عقربه ها:
آغاز فاجعه، فاجعه ها

روز، تکیده و بیمار
در پای دیوار غروب پرپرزنان
و شب
عجوزه ای وقیح و خون آشام
که از راه می رسد بر سریر توفان

ابر، می غرٌد بی بارش
شب، می رقصد بر سر جناره ی روز
و شهر، کوچه و خیابان را
دلهره به زنجیر می کشد

تیک تاک، تیک تاک
ادامه ی فاجعه ...

توفان به خانه ام می کوبد
و در میان این همه آشوب آشکار
در امتداد ویرانیست خانه ام

ابرها نگاه ماه را
از بام ها می دزدند
و بادهای وحشی، این مهاجمان هر شبه


پنجره ها را به تاراج می برند

در غم بارگی ظلمت گویی
آیینه ها را روکش کشیده اند
با ماهوت سیاه
و شبچراغم را زبانه نکشیده
برق آسا کشته اند

به ایوان می روم
و پناه می برم به آغوش شب
لرزان

دینگ دانگ، دینگ دانگ
نوای دور دست ناقوس ها:
به ویرانی ما اندیشه مسپار!

اگر چه زمان مشوش
از مرز عقربه ها عبور می کند
و فاجعه را نیست پایانی،
ولی
همیشه از کنار، گوشه ای
سپیده های تازه نفس در راهند

 

 

        پنجره

 

 

افق، به خاکستر نشسته

در آه گرم خورشید های سوخته

 

آخرین ترانه، بر لب روز

و ملالت غروب بر آستانه ی شب

 

چشم های باز پنجره ام

با آخرین نگاه،

در حواشی شب می کاوند:

آخرین تبسم

آخرین کلام

آخرین نفس گرم عشق را

که در وزش تیرگی

به شماره می افتاد و بند می آمد،

بی تجربه ی وداع.

 

پلک های باز پنجره ام تا سپیده دمان

پلک های پنجره ... و شب، نمی رهد از فکر پنجره ام

 

 

 

آرامش

 

من این تشویش چندین ساله را امشب

به چشمان سخنگوی تو می بخشم

که چون اندیشه ی بالنده ی جنگل

پر از نقش شفقت های خورشیدی ست

 

 


Übertragen aus dem Farsi ins Deutsch von der Lyrikerin