Magdalena Corina Wollmarker-Stiedl (Tschechien/Österreich) ist Schriftstellerin und selbstständige Filmproduzentin. Beim Manfred-Maurer-Literaturwettbewerb 2010 hat sie den 3. Platz belegt. Sie schreibt genre übergreifend Kurzgeschichten, Gedichte und Romane und arbeitet derzeit an der Fertigstellung und Veröffentlichung ihres ersten Buchs

 

Deutsch

 

 

DIE BRÜCKE

 

 

 

„Du musst durchhalten,“ ermahnte ich mich selbst. Ich konnte jetzt nicht einfach aufgeben.

 

Warum nicht, fragte mein bequemeres Ich herausfordernd. Geh doch einfach wieder zurück und riskier hier nicht dein Leben, versuchte es mich zu überzeugen. Es sind schon viele vor dir gescheitert. Das ist es doch nicht wert.

 

Vielleicht hatte ich ja Recht? War es das wert? Sollte ich wirklich mein Leben riskieren, nur um in die Estados Unidos zu gelangen?

 

Plötzlich war ich blind. Es hatte sich ein kleines Loch in den dichten Stoff aus dunklen Wolken gerissen, wodurch mir jetzt ein schmaler Sonnenstrahl direkt in die Augen schien und mich blendete. Doch das helle Licht vertrieb meine trübseligen Gedanken. Mir fiel nun wieder ein, warum ich hier war – zusammengekauert unter einem kleinen Felsvorsprung mitten in der Chihuahuawüste. Ich habe meine Mama und meine Schwestern alleine in Puerto Rico zurückgelassen, meine gesamten Ersparnisse einem Schlepper gegeben und nichts dabei als zwei Hemden und eine Zahnbürste. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Und diese…

 

„…muss ich jetzt ausspielen,“ vollendete ich den Satz laut, um mich selbst damit zu überzeugen. Er sollte eine Art Gelöbnis sein. Leider war mir aber gar nicht nach feiern zu Mute; ich hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und kaum etwas getrunken. Meine Einliterflasche war nicht einmal mehr halb voll und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich noch damit auskommen musste.

 

Während ich darauf wartete, dass die Sonne unterging und ich meine Reise im Schutz der Dunkelheit endlich wieder fortsetzen könnte, fragte ich mich, wie weit mein Bruder wohl gekommen war. Er hatte uns schon vor fünf Jahren verlassen, auf der Suche nach dem „sueño americano“, so wie unser Vater und viele unserer Onkel vor ihm. Ich hatte seitdem nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht hatte er es geschafft, die Grenze zu überqueren, und wir würden uns in Amerika wiedersehen. Hoffentlich.

 

Einer unserer Onkel war zwei Monate, nachdem er uns verlassen hatte, wieder zurückgekehrt – blutverschmiert und verkrustet hatte er vor unserer Tür gestanden, Hemd und Hose hatten ihm zerrissen am ausgemergelten Körper geklebt. Er war von seinem Schlepper reingelegt und von einer Bande Krimineller als Geisel festgehalten worden. Seine Geiselnehmer hatten mit allen Mitteln versucht, herauszufinden, wo seine Angehörigen aufzufinden seien, um Lösegeld zu fordern. Sie hatten ihn gefoltert, ihm gedroht und ihm täglich nicht mehr als ein Glas Wasser und ein vertrocknetes Huhn gegeben, aber er war standhaft geblieben und hatte ihnen nichts verraten. Sie hatten ihm schließlich geglaubt, dass er keine Familie habe, und ihn nach neun Wochen Tortur wieder freigelassen.

 

Solche Geschichten hörte man oft. Viele von ihnen endeten leider nicht so „schön“. Die Chancen standen hoch, dass die Banden auch meinen Bruder erwischt hatten. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Auch mir könnte so etwas noch passieren. Oder die Grenzpatrouille könnte mich erwischen, welche angeblich auch nicht viel milder mit uns Illegalen umging.

 

Endlich verschwand die Sonne am Horizont. Ganz in der Nähe heulte eine Hyäne. Sie würde sich jetzt ebenso auf ihren Weg machen wie ich. Ich warf mir meinen Poncho über, denn hier in der Wüste wurde es sehr schnell sehr kalt, wenn die Sonne untergegangen war. Das war in meiner Heimat nicht so. Dort blieb es auch nachts noch feuchtwarm.

 

Aber nun war es nicht an der Zeit, zurückzublicken. Ich wollte schließlich in die USA. Wer weiß, wie das Wetter dort ist, dachte ich.

 

Nachdem ich meine wunden Füße wieder in die verlatschten Schuhe geschnürt und meinen beinahe leeren Rucksack geschultert hatte, brach ich auf. Es waren nur noch 30 Kilometer. Morgen früh konnte ich schon in einer besseren Welt sein.

 

 

„Bitte hör endlich auf damit,“ flehte ihn seine Frau an. Sie konnte sich einfach nicht mit seinem Job abfinden. „Du weißt genau, dass es nicht korrekt ist, was du tust, Ray.“

 

„Ich sage dir jetzt mal, was nicht korrekt ist.“ Nun wurde er aber zornig. Seine Frau hatte ihm weder moralische Vorträge zu halten noch hatte sie ihm zu sagen, was er tun oder lassen sollte. „Es ist nicht korrekt, ohne Papiere die mexikanische Grenze zu überqueren und dann den braven, hart arbeitenden amerikanischen Bürgern auf der Tasche zu liegen!“

 

„Woher sollten diese armen Leute denn Papiere haben? Glaubst du, die haben keine größeren Sorgen?“, konterte sie. „Die haben kaum genug zu essen und wissen genau, wie viel mehr sie hier verdienen können. Sie wären blöd, wenn sie es nicht versuchen würden!“

 

„Du verrätst unser Heimatland mit solchen blödsinnigen Aussagen,“ warf Ray seiner Frau vor. „Und mit einer Verräterin will ich nichts zu tun haben.“

 

„Bitte, Ray. Stell nicht mich in Frage“, sagte sie, „sondern deine Weltanschauung.“ Sie fing an, zu weinen. „Wären meine Eltern nicht illegal eingereist, säßest du jetzt alleine hier!“, schluchzte sie. „Und du kennst sie genau. Sie sind ehrliche Menschen und reißen sich den Arsch auf, um hier leben zu können. Auch ohne Papiere arbeiten sie bestimmt härter als so mancher Einheimischer. Das weißt du!“

 

„Das ist doch was ganz anderes,“ wehrte er ab. Er mochte es nicht, wenn er eine Diskussion nicht für sich entscheiden konnte. „Deine Eltern sind eine Ausnahme. Aber die Regel besteht aus verstohlenen Halunken, die den ganzen Tag in der Sonne sitzen und Zigarren rauchen und deren einziges Einkommen vom Drogenhandel kommt.“

 

„Das stimmt nicht! Wie kannst du so etwas nur sagen? Hast du je mit anderen Einwanderern als meinen Eltern gesprochen?“

 

„Ich muss jetzt gehen. Bis morgen früh,“ beendete Ray das Gespräch. Natürlich hatte er noch nie mit anderen Illegalen gesprochen. Warum sollte er auch? Er wusste, dass er Recht hatte. Und würde ihn jemand mit diesen Nacho-Fressern zusammen sehen, käme man bestimmt noch auf die Idee, er hätte etwas mit denen zu schaffen –das konnte er in seiner Position gar nicht gebrauchen.

 

Er ging in den Garten und holte seinen Boxer von der Kette. Der Rüde kläffte erfreut. Er liebte es, mit auf Patrouille zu gehen, und konnte die Hispanos, die sich oft schon wochenlang durch die Wüste stahlen, an ihrem Gestank sehr schnell aufspüren. Besonders Nachts, wenn Ray selbst nicht so viel sehen konnte, war das von äußerstem Vorteil.

 

Trotzdem war er heute aber nicht so euphorisch wie sonst. Die Diskussion mit seiner Frau wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen.

 

Es kann nicht mehr weit sein. Mittlerweile hatte ich ein gutes Zeitgefühl entwickelt und wusste, auch ohne den Stand der Sonne zu sehen, wie spät es war. Ich musste nun schon knappe sieben Stunden auf dem Weg sein. Und wenn ich mich nicht täuschte, wurde es allmählich – zwar nur ganz langsam, aber doch – hell.

 

Hoffentlich bin ich nicht in die falsche Richtung gegangen, schoss es mir durch den Kopf. In vollkommener Dunkelheit konnte ich nicht richtig einschätzen, ob ich geradeaus ging.

 

Plötzlich hörte ich ein lautes, klagendes Heulen, das mich aus meinen Gedanken riss. Aber es war nicht das Heulen einer Hyäne gewesen. Es stammte von einem Hund.

 

Sofort breiteten sich Glücksgefühle in mir aus; ich befand mich in der Nähe der Zivilisation. Doch so schnell sie gekommen war, schwand meine Freude darüber auch schon wieder. Hunde gehen selten ohne Herrchen Gassi, fiel mir ein. Da muss auch ein Mensch sein. Ich wurde nervös. Was, wenn es einer von der Grenzwache ist?

 

Wieder heulte der Hund. Ohne darüber nachzudenken, rannte ich los. Ich musste dem armen Hund helfen. Selbst wenn er einer Wache gehörte, der Hund konnte doch nichts dafür. Das Heulen wurde immer lauter, was bedeutete, dass ich ihm näher kam.

 

Dann hatte ich den Ort des Geschehens endlich erreicht. Es dämmerte nun wirklich bereits, wodurch ich den Kojoten sehen konnte, der sich schnell aus dem Staub machte, als er mich sah. Er und der Hund mussten sich wohl einen üblen Kampf geliefert haben, denn der Boxer lag nun jammernd im Sand und hielt seine blutverschmierte rechte Vorderpfote so, als gehöre sie nicht ihm. Sie musste durchgebissen sein.

 

Ich riss mir ein Stück von meinem Hemd ab und verband dem Hund damit so gut es ging seine Pfote. Da kam ein fluchender Mann auf uns zugerannt. Er hatte eine Schrotflinte dabei und eine Kette, die er offensichtlich als Leine benutzte. Auf der Kappe, die seine beginnende Glatze fast vollständig verbergen konnte, war die Aufschrift „U.S. Border Patrol“ zu lesen – er war von der Grenzwache.

 

„Er hat angeschlagen und ich dachte, er hätte einen Illegalen aufgespürt, deshalb hab ich ihn von der Leine gelassen,“ erklärte der Mann nun. „Hast du gesehen, was passiert ist, Junge?“

 

„Da war ein Kojote,“ erwiderte ich nur. Ich konnte zwar Englisch, aber ich wollte nicht riskieren, dass er mich schon aufgrund meines Akzents verhaftete, den er zweifelsfrei heraushören würde, wenn ich zu viel redete.

 

„Diese Mistviecher,“ fluchte er. Dann sah er den notdürftigen Verband an der Pfote seines Hundes. „Du hast Rocco verarztet. Ich danke dir.“ Er musterte mich von oben bis unten, entdeckte das fehlende Stück meines Hemdes und sah mir schließlich einige Sekunden lang nachdenklich in die Augen. Ich versuchte, aus seiner Miene schlau zu werden, doch es gelang mir nicht richtig. Entweder hasste er mich, weil er wusste, dass ich gerade dabei war, illegal sein Land zu betreten, oder es missfiel ihm, dass ich seinen Hund mit meinem dreckigen Hemd verbunden hatte und die Wunde sich möglicherweise noch entzünden würde.

 

In seinen Augen hingegen spiegelte sich pure Dankbarkeit.

 

Ray wusste genau, dass der Junge ein Illegaler war. Aber er hatte immerhin Rocco gerettet – obwohl er gewusst hatte, was er damit riskierte.

 

Vielleicht hatte seine Frau doch Recht gehabt. Der Junge hier sah nicht so aus, als könne er überhaupt zwischen Haschisch und Crack unterscheiden. Außerdem war er unbewaffnet und machte anscheinend keinerlei Anstalten, wegzulaufen. Er hoffte wohl auf Gnade. Doch sollte Ray ihm diese Gnade gewähren? Sollte er zum ersten Mal in seiner gesamten Dienstzeit jemanden bewusst „übersehen“? Einfach wäre es zumindest allemal; er wusste ja noch nicht mal den Namen des Jungen.

 

Woher soll ich also mit völliger Sicherheit wissen, dass er ein Einwanderer ist?, überlegte Ray, zur Verteidigung vor sich selbst.

 

Als Ray dem Jungen noch einmal forschend in die Augen blickte, konnte er nichts als pure Aufrichtigkeit – und ein wenig Naivität – entdecken. Dann rief er sich wieder die Worte seiner Frau ins Gedächtnis: „Glaubst du, die haben keine größeren Sorgen?“ Ray sträubte sich zwar gegen den Gedanken, aber beim Anblick des Jungen musste er sich eingestehen, dass er sich dieses Mal geirrt hatte. Der Junge hatte ganz offensichtlich größere Sorgen, als das Fehlen irgendwelcher Papiere. Schnell holte Ray eine kleine Wasserflasche aus einer der vielen Taschen seiner Hose und gab sie dem Jungen. Der schaute ihn zunächst ungläubig an, sagte dann aber „Danke.“ und trank die ganze Flasche in einem Zug aus. Ray lächelte. Er freute sich, dem jungen Mann ein besseres Leben ermöglichen zu können – oder ihm dabei zumindest nicht im Weg zu stehen.

 

„Danke noch mal, dass du meinen Hund gerettet hast. Und jetzt verschwinde hier,“ wies Ray den Puerto Ricaner an und nickte mit dem Kopf in Richtung der lang ersehnten Brücke, die Mexiko mit Texas verband.

 

 

THE BRIDGE

 

"You have to hold on," I admonished myself. I couldn't just give up now.

Why not? The more comfortable self asked provocatively. Just go back and don't risk your life here, tried to convince me. Many have failed before you. It's not worth it.

Maybe I was right? Was it worth it? Should I really risk my life just to get to the Estados Unidos?

Suddenly I was blind. A small hole had been torn in the thick fabric of dark clouds, which now shone a narrow ray of sunlight directly into my eyes and blinded me. But the bright light drove away my gloomy thoughts. I remembered why I was here - huddled under a small ledge in the middle of the Chihuahua Desert. I left my mom and sisters alone in Puerto Rico, giving all of my savings to a smuggler with nothing but two shirts and a toothbrush. I put everything on one card. And this…

"... I have to play it out now," I finished the sentence out loud to convince myself. It should be a kind of pledge. Unfortunately, I didn't feel like celebrating at all; I hadn't eaten and had hardly drunk anything for two days. My one-liter bottle wasn't even half full and I had no idea how much longer I would have to get by with it.

As I waited for the sun to set and I could finally continue my journey under cover of darkness, I wondered how far my brother had come. He had left us five years ago in search of the “sueño americano”, like our father and many of our uncles before him. I hadn't heard from him since. Maybe he'd managed to cross the border and we'd meet again in America. Hopefully.

One of our uncles had returned two months after he had left us - he had stood in front of our door covered in blood and crust, his shirt and pants had torn and stuck to his emaciated body. He had been set up by his smuggler and held hostage by a gang of criminals. His hostage-takers tried by all means to find out where to find his relatives in order to demand a ransom. They had tortured him, threatened him, and given him no more than a glass of water and a dried chicken a day, but he stood firm and hadn't told them anything. They finally believed he had no family and released him after nine weeks of torture.

You heard stories like that often. Unfortunately, many of them didn't end so “nicely”. The chances were high that the gangs had caught my brother too. It ran cold down my spine. Something like that could happen to me too. Or the border patrol could catch me, which supposedly didn't treat us illegals much more gently.

Finally the sun disappeared on the horizon. A hyena howled nearby. She would be on her way now as I did. I threw on my poncho because here in the desert it got very cold very quickly when the sun had set. That was not the case in my home country. It stayed warm there even at night.

But now it was not time to look back. After all, I wanted to go to the USA. Who knows what the weather is like there, I thought.

After I laced my sore feet back into the worn shoes and shouldered my almost empty backpack, I set off. It was only 30 kilometers. Tomorrow morning I could be in a better world.

"Please stop it," his wife pleaded. She just couldn't come to terms with his job. "You know very well that what you are doing is incorrect, Ray."

"I'll tell you what is wrong now." But now he was angry. His wife had no moral lectures to teach him, nor did she have to tell him what to do or not to do. "It is not correct to cross the Mexican border without papers and then lie on the pockets of the good, hard-working American citizens!"

“Where should these poor people get papers from? Do you think they don't have any major worries? ”She countered. “They barely have enough to eat and they know exactly how much more they can earn here. They'd be stupid if they didn't try! "

"You betray our homeland with such stupid statements," Ray accused his wife. "And I don't want anything to do with a traitor."

"Please, Ray. Don't question me, "she said," question your worldview. "She started to cry. "If my parents hadn't entered the country illegally, you'd be sitting here alone now!" She sobbed. “And you know it.

That's something completely different, ”he said. He didn't like it when he couldn't decide a discussion for himself. “Your parents are an exception. But the rule consists of stealthy scoundrels who sit in the sun all day smoking cigars and whose only income comes from drug trafficking. "

 

"That's not true! How can you say such a thing? Have you ever spoken to immigrants other than my parents? "

"I have to go now. See you tomorrow morning, "Ray ended the call. Of course, he had never spoken to other illegals. Why should he? He knew he was right. And if someone saw him together with these nacho-eaters, one would certainly get the idea that he had something to do with them - he couldn't use that in his position.

He went into the garden and took his boxer off the chain. The dog yelped in delight. He loved to go on patrol and was able to track down the Hispanic people, who had often been stealing through the desert for weeks, very quickly by their stench. Especially at night, when Ray couldn't see that much himself, it was extremely beneficial.

Nevertheless, he wasn't as euphoric as usual today. The discussion with his wife couldn't get out of his head.

It can't be far. In the meantime I had developed a good sense of time and knew what time it was, even without seeing the position of the sun. I had to be on the way for almost seven hours. And if I was not mistaken, it gradually became - very slowly, but - light.

Hopefully I haven't gone the wrong way, it popped into my head. In total darkness I couldn't really tell whether I was walking straight ahead.

 

Suddenly I heard a loud, plaintive howl that tore me from my thoughts. But it wasn't a hyena howl. It was from a dog.

Immediately I felt happy; I was near civilization. But as soon as it came, my joy about it vanished again. Dogs seldom go for a walk without their master, it occurred to me. There has to be a person too. I got nervous. What if it's one of the border guards?

 

The dog howled again. Without thinking about it, I ran. I had to help the poor dog. Even if it belonged to a guard, the dog couldn't help it. The howl grew louder, which meant I was getting closer to him.

Then I had finally reached the scene. It was really getting dark now, so I could see the coyote, who quickly ran away when he saw me. He and the dog must have had a bad fight, because the boxer was now lying whining in the sand and holding his blood-smeared right front paw as if it did not belong to him. She must have been bitten through.

I tore off a piece of my shirt and bandaged the dog's paw with it as best I could. Then a cursing man came running towards us. He had a shotgun and a chain that he obviously used as a leash. On the cap, which could almost completely hide his incipient baldness, was the inscription “U.S. Border Patrol ”- he was from the border guard.

"He hit and I thought he had tracked down an illegal, so I let him off the leash," the man now explained. "Did you see what happened, boy?"

 

"There was a coyote," I replied simply. I knew English, but I didn't want to risk him arresting me just because of my accent, which he would undoubtedly pick up if I talked too much.

"Those bastards," he swore. Then he saw the makeshift bandage on his dog's paw. “You have treated Rocco. Thank you. ”He looked me up and down, saw the missing piece of my shirt and finally looked me in the eye for a few seconds. I tried to make sense of his expression, but I couldn't quite succeed. He either hated me because he knew I was about to enter his country illegally, or he disliked the fact that I had bandaged his dog with my dirty shirt and the wound might get infected.

In his eyes, however, there was pure gratitude.

 

Ray knew full well that the boy was an illegal. But at least he had saved Rocco - even though he had known what he was risking.

 

Maybe his wife was right after all. The boy here didn't look like he could tell between hash and crack at all. He was also unarmed and apparently made no move to run away. He was probably hoping for mercy. But should Ray grant him this grace? Should he consciously "overlook" someone for the first time in his entire service? At least it would be easy; he didn't even know the boy's name.

 

So how am I supposed to know for sure that he's an immigrant? Ray wondered, in defense of himself.

When Ray looked searchingly into the boy's eyes again, he could see nothing but pure sincerity - and a little naivety -. Then he recalled his wife's words: "Do you think they don't have any major worries?" Ray resisted the thought, but looking at the boy he had to admit that he had been wrong this time. The boy was clearly more worried than the lack of any papers. Ray quickly took a small water bottle from one of the many pockets in his pants and gave it to the boy. At first he looked at him in disbelief, but then said "Thank you" and drank the whole bottle in one gulp. Ray smiled. He was happy to be able to give the young man a better life - or at least not to stand in his way.

“Thanks again for saving my dog. Now get out of here, ”Ray instructed the Puerto Rican and nodded his head in the direction of the long-awaited bridge that connected Mexico to Texas.