Shanta Acharya (India/ UK) was born and educated in Cuttack, Orissa, in India. She won a scholarship to Oxford, where she was among the first batch of women admitted to Worcester College. A recipient of the Violet Vaughan Morgan Fellowship, she was awarded the Doctor of Philosophy for her work on Ralph Waldo Emerson – the first person from Orissa to be awarded the DPhil. She was a Visiting Scholar in the Department of English and American Literature and Languages at Harvard University before joining Morgan Stanley in London. She worked in the asset management industry and has written extensively on the subject. The author of eleven books, her publications range from poetry, literary criticism and fiction to finance. In addition to her philanthropic activities, she served twice on the board of trustees of the Poetry Society in the UK. Her latest, Imagine: New and Selected Poems, is published by HarperCollins (India).
Deutsch
English
RÜCKKEHR DES EXILS
Alle kehren wir zurück.
Der Koran
Nach Jahren der Wanderung komme ich zurück
zu diesem seltsamen Ort, das Haus, das ich verließ,
vergessen im Land meiner Geburt.
Unter fremden Sternen genährt,
Ich suche nach Gewissheiten,
ein Kind, allein, von Alpträumen geweckt,
unfähig, in ein Land der Träume zurückzukehren.
Vergangen das Haus, der Garten, in dem ich aufwuchs,
weg die Menschen, Landschaft meiner Kindheit.
Niemand geblieben, um mich zu trösten
Während der langen Reise ins Licht
oder ins Nichts, in die Erlösung oder in das Vergessen,
keine Entschädigung für die Umkehr.
Wir haben uns verhärtet, wurden erwachsen -
Stellen (Sie?) keine Fragen mehr, die wir nicht verstehen.
Können wir nicht Raum und Zeit explodieren lassen,
Dorthin, wo alles begann,
Verlangen zu wissen, warum wir hierher gesandt wurden,
warum so hart die Leben, die uns gegeben,
das eine mehr als das andre?
Wohin gehen wir, wenn unsere Zeit abgelaufen ist,
unser unbedeutendes Leben
Gemildert durch Fragen, die wir stellen?
EXIL
Ein Geisteszustand, der allmählich wächst,
ein Samen irgendwo, heimlich ausgesät -
schwierig, um zu seiner Geburt oder Herkunft präzise zu sein,
sprießt in einen Trieb, saugt all meine Energie, löst
sich aus meiner Haut, schlägt Wurzeln, breitet seine Zweige,
wie ein uralter Banyanbaum. Im Schatten sitze ich seither,
betrachte die Welt betrachten, - nichts ist wie es scheint.
Nicht mehr fragend, leb´ ich
oder denke ich nur, ich sei´s. Nicht sorgend mich um den Himmel -
wie fühlt es sich an im Inzwischen,, bei der Heimkehr meiner Ängste,
, bevor die Sterne singen
Ist es möglich, allein mit Fakten zu leben, nicht nur in Erinnerung
an Abwesenheiten, davon, niemals wirklich frei zu sein?
Nicht mehr finde ich die Karte meiner Träume.
Sie tröstete mich, mein Tschador war jetzt an seinen Nähten zerfetzt.
Überall, wo ich wachse, muss ich eine Welt anderswo finden,
Lerne, an die Wiedergeburt zu glauben, an das, was das Leben sein könnte.
Mit Schatten lebend lerne ich nicht zu verzweifeln,
zurückgelassen mit einem Königreich leerer Versprechen.
RETURN OF THE EXILE
We are all returning.
The Qur’an
After years of wandering, I return
to this strange place, the home I left,
forgotten in the land of my birth.
Nourished under alien skies,
I come looking for certainties,
a child alone woken by nightmares,
unable to drift back to a land of dreams.
Gone is the mansion, the garden I grew up in,
gone are my people, landscape of my childhood.
None left here to comfort me
through the long journey into light
or nothingness, redemption or oblivion,
no compensation for turning back.
We have hardened ourselves, grown up –
no longer ask questions we do not understand.
Can’t we explode space and time
back to when it all began,
demand to know why we were sent here,
why so hard the lives given to us,
some more than others?
Where do we go when our time is up,
our insignificant lives
tempered by the questions we ask?
EXILE
A state of mind that grows gradually,
a seed sown somewhere, secretly –
difficult to be precise of its birth or origin
bursting into a sapling, sucking all my energy,
spilling out of my skin, putting down roots
spreading its branches like an ancient banyan tree.
I have been sitting under its shade since,
contemplating the world – nothing is as it seems.
I’ve stopped wondering if I am alive
or merely think I am. Nor do I worry about the sky –
how it feels during that in-between time when my fears
return home before the stars come out singing.
Is it possible to live with facts, not merely the memory
of absences, of never being truly free?
I can no longer find the map of my dreams.
It used to comfort me, my chador now frayed at its seams.
Everywhere I grow I have to find a world elsewhere,
learn to believe in rebirth, in what life could be.
Living with shadows I learn not to despair,
when left with an empire of empty promises
Übersetzt von Sarita Jenamani (Indien/Österreich) ist Schriftstellerin, Lyrikerin und Übersetzerin aus Indien. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und Betriebswirtschaft an der Utkal Universität und an der Fachhochschule Wiener Neustadt, sie schreibt in ihrer Muttersprache Oriya, in der indischen Nationalsprache Hindi und in Englisch. Die engagierte Feministin publizierte einige mehrfach ausgezeichnete Gedichtbände. Sie war Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung und des Künstlerdorfs Schöppingen sowie des Kulturvereins Inzing bei Innsbruck. Für ihre Übersetzungen von Gedichten der Schriftstellerin Rose Ausländer in Hindi erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Bundeskanzleramts. Sie nahm an zahlreichen internationalen Literaturveranstaltungen und Poesiefestivals teil. Sie ist General Sekretärin von PEN-Club Österreich.
Überarbeitet von Helga Neumayer (Österreich) studierte an der Universität Wien Ethnologie und forschte am Archivo de Indias in Sevilla/Andalusien zum Thema der afrodominikanischen Kultur im 18. Jahrhundert. Nach längeren Aufenthalten in Spanien, Indien und der Dominikanischen Republik promovierte sie zur Kulturanthropologin und arbeitet seither als Kulturvermittlerin, Redakteurin, Autorin und mehrsprachige Radiomacherin.